Die letzte Vernissage in diesem Jahr

Am 2. Dezember 2023 eröffneten wir im Kunstverein Brackenheim die letzte von mir kuratierte Ausstellung in diesem Jahr: Ich bin eine einsame Insel mit wundbaren Arbeiten von Luca Mercedes Braig. Ich nahm die Gelegenheit wahr, an Braigs Selbstporträts entlang – zu sehen war eine Serie von 102 Zeichnungen – über die Geschichte des Künstlerinnenselbstbildnis nachzudenken.

Giovanna-Beatrice Carlesso und Luca Mercedes Braig am Abend der Vernissage

Braigs eigenwilligen Text-Bild-Kombinationen, mit der die junge Künstlerin die jahrhundertalte Tradition des Selbstbildnis fortführt, eignet zugleich ein dekonstruktivistischer Ansatz, insofern sie – mit Jean Baudrillard gesprochen – »Ich-Vielheiten« und ein fragmentiertes Subjekt in Szene setzen. Im Zentrum von Braigs Arbeit steht die Kritik an konventionellen Schönheitsvorstellungen und Standards. Während Foto- und Social-Media-Apps uns heutzutage Filter nahelegen, die unser Gesicht weichzeichnen und unseren Körper ›verschönern‹ sollen, verbirgt Luca Mercedes Braig die vermeintlichen Makel ihres Körpers nicht, sondern stellt sie in ihren Zeichnungen, manchmal fast karikaturhaft, aus. Indem sie Selbstporträts schafft, die eben nicht gefällig sein wollen, durchkreuzt sie den gesellschaftlichen Druck der Selbstoptimierung.

Schülerinnen und Schüler der neunten Klasse der Theodor-Heuss-Schule zu Besuch im Kunstverein Brackenheim

Braigs visuelles Tagebuch, zwischen Inszenierung und Selbstbefragung, lud die Besucher des Kunstvereins dazu ein, über ihr eigenes Selbstbild nachzudenken. Sehr habe ich mich wieder über den Besuch der Schülerinnen und Schüler der Theodor-Heuss-Schule gefreut, die – diesmal auch in Anwesenheit der Künstlerin – gemeinsam über die ausgestellten Arbeiten diskutierten. Die Resonanz auf Braigs Einzelausstellung war durchweg positiv. Selten haben sich die Besucherinnen und Besucher des Brackenheimer Kunstvereins, über die Generationen hinweg, so berührt gezeigt!