Nachdem ich im Stuttgarter Staatstheater Wann kann ich endlich in den Supermarkt gehen und kaufen was ich brauche allein mit meinem guten Aussehen gesehen hatte, verließ ich das Schauspielhaus verändert. Das war 2006, ich war also 15 Jahre alt. Noch zwei weitere Male würde ich in dieses Stück gehen, meinen ›ersten Pollesch‹: So begeistert war ich von der Begeisterung der Schauspielerinnen und Schauspieler – Silja Bächli, Christian Brey, Katja Bürkle und Bijan Zamani –, so überfordert und hingerissen von Text und Musik und von der Live-Übertragung aus dem auf der Bühne aufgestellten fensterlosen Holzschuppen, in den die Darsteller minutenlang verschwanden und dabei von einem Kameramann gefilmt wurden. Nach dem Stück ging ich also mit großen Augen aus dem Theater, auf die Straße – und sah plötzlich auch sie als die Bühne, die sie ist, und die hektischen Passanten und grölenden Gestalten auf der Königstraße als Darsteller einer großen Pollesch-Inszenierung. In meinem Kopf rumorten Satzfragmente aus dem Stück, das tun sie noch heute.
Für Die Tagespost habe ich einen Nachruf auf René Pollesch geschrieben.
